Wenn ein wiederholter Kritikpunkt am Basketballcamp N.B.A. – Never Be Average lautet, dass es „zu kurz“ war, dann können die Coaches ein positives Fazit ziehen. Zum siebten Mal hatte der TuS Bad Essen dieses Camp organisiert. „Das Miteinander war außergewöhnlich gut, niemand hat sich verletzt, die Gäste und Workshops waren sehr interessant. Auch aus unserer Sicht waren es fünf fantastische Tage“, sagt Lars Herrmann. Der 34-Jährige hatte das Konzept 2016 entwickelt.
Aber welchen Grund hat es, dass ein Basketballcamp des TuS Bad Essen in Rotenburg (Wümme) stattfindet? „Wir haben weder im Landkreis noch in der Stadt Osnabrück eine Unterkunft mit ausreichend freien Betten zu dem Zeitpunkt gefunden. In Rotenburg finden oft Trainer- und Schiedsrichterlehrgänge sowie Trainingslager statt. Der große Vorteil dieser Jugendherberge ist, dass sie direkt neben einer Sporthalle steht“, erklärt der Leiter.
40 Mädchen und Jungen aus Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Amerika hatten sich angemeldet, 18 Vereine waren vertreten. Das Camp war erneut ausgebucht. Manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer laufen in Nachwuchsbundesligen auf, andere haben erst vor einigen Monaten mit Basketball begonnen. Trainiert wird deshalb in der Regel in drei Gruppen. „Aber am Abend sitzen sie alle gemeinsam im Gruppenraum und haben Spaß zusammen. Das freut uns Coaches jedes Jahr ganz besonders“, sagt Herrmann. Sarah aus Oldenburg und Melina aus Herne etwa haben sich nach dem Camp in Osnabrück getroffen. „Es ist schön, dass solche Freundschaften in diesen Tagen entstehen“, schwärmt der Chef-Organisator, der weitere Beispiele nennen kann. 16 Teilnehmer waren erstmals dabei, auch sie hätten sich gut eingefügt.
Ex-Nationalspieler als Gasttrainer
Star-Gast war in diesem Jahr Ex-Nationalspieler Misan Haldin (früher: Nikagbatse). Er war Teil der erfolgreichen Nationalmannschaft um Dirk Nowitzki, die WM-Bronze (2002) und EM-Silber (2005) erreicht hatte.
Haldin lebt in Berlin und hat das Programm „Little Rookie“ gegründet. Der 40-Jährige arbeitet dort individuell mit Kindern und Jugendlichen an ihren Stärken und Schwächen, teilt seine Erfahrungen mit ihnen und übernimmt die Rolle als Mentor. „Alle haben ihm die bestmögliche Bewertung gegeben. Den Teilnehmern hat nicht nur das Training mit ihm super gefallen, sie haben ihm auch aufmerksam zugehört“, berichtet Lars Herrmann.
Einblicke in Sportjournalismus
Die Gruppe hatte sich nämlich zwei Tage zuvor in einem Workshop mit dem Journalisten Rupert Fabig auf HaldinsBesuch vorbereitet. Fabig arbeitet für eine Hamburger Tageszeitung und schreibt freiberuflich für das Basketball-Magazin BIG. Herrmann und er hatten 2011 gemeinsam den Trainerlehrgang für die C-Lizenz absolviert – in Rotenburg. Mit Hilfe des Redakteurs hatten die Mädchen und Jungen zu Haldins Karriere recherchiert und Fragen erarbeitet. Dabei haben sie unter anderem gelernt, wie Fragen gestellt werden sollten.
„Sie hatten kaum eine Vorstellung davon, wie abwechslungsreich dieser Beruf ist und welche Begegnungen oder Erfahrungen daraus entstehen können. Ruperts Besuch sollte ihnen zeigen, dass man eng mit dem Basketballsport verbunden sein kann, auch wenn man kein Bundesligaspieler wird.“
Perspektivwechsel
Boris Schmidt hingegen ist seit mehr als 30 Jahren Teil des Profi-Basketballs – als aktiver und ehemaliger Schiedsrichter. Der 59-Jährige hat in seiner Karriere mehr als 500 Bundesligaspiele gepfiffen, dazu hunderte Partien in internationalen Wettbewerben und bei Turnieren der Nationalmannschaften. Jetzt ist er unter anderem für die Ausbildung der Schiedsrichter und für die Ansetzungen bei Bundesligaspielen zuständig.
„Ich finde es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen das Spiel auch mal aus einer anderen Perspektive kennenlernen“, erklärt Herrmann den Grund, Schmidt für einen Tag eingeladen zu haben. „Er hat aus dem Nähkästchen geplaudert. Da waren einige sehr überraschende und interessante Anekdoten dabei.“ Anschließend habe er noch bei dem Turnier zugeschaut und den freiwilligen Schiedsrichtern Tipps gegeben.
Eingespieltes Betreuerteam
Dass das Camp nicht nur wegen dieser Gäste so gut verlaufen ist, liegt auch an dem eingespielten Betreuer-Team. Julia Herrschaft (BBC Osnabrück) und Ex-Profi Markkus Carr stehen für forderndes Basketball- und Athletiktraining. Tina Rohlfs (Bürgerfelder TB) unterstützt das Duo wo und wie sie kann, Erik Hillmer hat seine Erfahrung aus der Rettungssanitäter-Ausbildung eingebracht und den Workshop Erste Hilfe bei Sportverletzungen gegeben. Außerdem hat er wie üblich die Dokumentation mit der Kamera übernommen.
Erstmals als Betreuer dabei waren Linus Krohn und Till Bickmeier. Sie hatten alle Camps von 2016 bis 2021 mitgemacht, nun sind sie aber zu alt. Beide haben täglich Clips für die Social-Media-Accounts des Camps geliefert. Nico Ahmann kommt zwar immer nur für einige Stunden an einem der Tage, gehört aber im Grunde auch schon quasi dazu. Er macht seit 2019 jedes Jahr ein Fotoshooting mit den Teilnehmern.
Überregionale und lokale Sponsoren
Dass das N.B.A.-Camp in diesem Umfang möglich ist und erschwinglich bleibt, liegt an der überregionalen und an der lokalen Unterstützung. Die Generalvertretung Allianz Michael Kleine-Heitmeyer und die Steuerberatungsgesellschaft Vogt & Vogt waren wieder bereit, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Der Deutsche Basketball-Bund (DBB) hatte Preise für die Verlosung am letzten Tag zur Verfügung gestellt. Die Edeka-Märkte Kuhlmann (Bad Essen) und Kutsche (Voxtrup) hatten erneut für die Verpflegung gesorgt (Wasser, Müsliriegel, Obst), und die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung sowie die Oldenburgische Landesbank zählen schon seit Jahren zu den wichtigsten Förderern des N.B.A.-Camps.
„Wenn das Camp aus Sicht der Kinder zu kurz ist und über mehr als fünf Tage gehen soll, müssen wir wohl mit diesen Sponsoren noch einmal über die Höhe der Unterstützung reden“, sagt Herrmann mit einem Augenzwinkern.